mare: Auftakt der Expedition war eine Aktion gegen Walfänger. Wie findet man die eigentlich, mitten auf dem Meer?
Regine Frerichs: Wir wissen, wann die Japaner auslaufen und wo, und wir kennen die Geschwindigkeit ihrer Schiffe und ihre üblichen Fanggründe. Das reicht, um die Region zu bestimmen, wo die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, dass wir auf sie treffen. Vor Ort haben wir drei Tage gesucht, dann hatten wir sie.
Und dann jagten Sie die Jäger.
Die japanischen Walfänger waren in einem Verband von sechs Schiffen unterwegs, die waren zum Glück nicht so schnell: ein Fabrikschiff, drei Jagdboote und als Kundschafter zwei spotter vessels. Die fahren vor und melden: Wo ist Eisgang, wo sind Wale? Dann kommt die Flotte hinterher. Und wir bleiben immer dicht am Fabrikschiff.
Sie sagen: Das ist illegaler Walfang. Die Japaner sagen: Nein, das ist Wissenschaft.
Na ja, sie vermessen die Wale und nehmen ihre Proben, aber als Begründung ist das sehr vordergründig. Muss man wirklich 20 Jahre lang forschen, was ein Minkwal frisst? Der wird auch in seinem 20. Jahr immer noch Krill fressen. Muss man wirklich ein paar hundert Zwergwale killen, um das herauszufinden? Es gibt längst alternative Methoden wie etwa Gewebeproben vom lebenden Tier, die effektiver sind. Und was passiert mit dem Walfleisch am Ende der Reise? Es wird vermarktet. Im Moment haben sie in Japan übrigens einen Überschuss an Walfleisch. Sie machen Hundefutter daraus.
Die Protestaktion ist schnell eskaliert. Das Erste, was Europa mitbekommen hat, war die Kollision zwischen der „Esperanza“ und dem Fabrikschiff „Nisshin Maru“.
Wir haben schon vor unserer Abreise betont, dass wir nur gewaltfrei protestieren wollen, dass wir auf keinen Fall versuchen würden, die Schiffe zu entern. Aber gleich bei der ersten Aktion haben sie mit Stangen nach uns geschlagen. Dabei sagen wir es ihnen sogar über Funk: Wir kommen, aber nicht in der Absicht zu entern.
Trotzdem, die Kollision hat der Greenpeace-Expedition Schlagzeilen gebracht.
Hätten wir vor Ort die Wahl gehabt, dann hätten wir auf die Kollision gerne verzichtet. Zum einen, weil es absolut verantwortungslos wäre, in diesen Gewässern eine Kollision zu provozieren. Hier ist nichts und niemand, der einem helfen kann. Zum Glück ist in diesem Fall nicht viel passiert, nur ein Blechschaden sozusagen. Und zum Zweiten war das Echo in der Presse nicht unbedingt super. Alle haben plötzlich diskutiert, wer schuld war und ob Greenpeace nicht vielleicht ramboartig solche Zwischenfälle provoziert, und das hat natürlich die Aufmerksamkeit von unserem eigentlichen Thema abgelenkt. Wir wollen, dass die Leute über illegalen Walfang reden. Das ist unser Anliegen.
Dabei ist die Gratwanderung zwischen Recht und Risiko doch das Markenzeichen von Greenpeace.
Aber nur mit unseren Schlauchbooten, nicht mit den Schiffen, schon aus seerechtlichen Gründen nicht. Wenn du auf See ein anderes Schiff blockierst, nennt sich das Piraterie, da kann der Kapitän gleich sein Patent abgeben. Außerdem läuft es genau andersherum: Wir wollen die Effizienz der Jagd stören, und deshalb setzen wir uns mit den Schlauchbooten zwischen Jäger und Wal. Die einzigen, die dabei in Gefahr geraten, sind wir selbst – wenn etwa die Fangboote auf uns zuhalten, um uns zu verjagen. Und die sind ziemlich flott: 20 Knoten schnell, extrem manövrierfähig, wie Schnellboote der Marine.
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Olaf Kanter, geboren 1962, hat Anglistik und Geschichte studiert. Bei der Zeitschrift mare betreute er bis Ende 2007 die Ressorts Wissenschaft und Wirtschaft. Seit 2008 ist er Textchef im Ressort Politik bei Spiegel Online. Er lebt in Hamburg.
Karl Spurzem, geboren 1959 im Rheinland, studierte Kunstgeschichte, Romanistik und Städtebau. Nach Stationen bei der Berliner Tageszeitung Die Welt, einer Hamburger Musikzeitschrift und als freier Journalist wurde er im Sommer 2001 Chef vom Dienst bei mare, im Frühjahr 2008 stellvertretender Chefredakteur und Textchef. Seither lernt der Segelflieger das Segeln.
Lieferstatus | Lieferbar |
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Vita | Olaf Kanter, geboren 1962, hat Anglistik und Geschichte studiert. Bei der Zeitschrift mare betreute er bis Ende 2007 die Ressorts Wissenschaft und Wirtschaft. Seit 2008 ist er Textchef im Ressort Politik bei Spiegel Online. Er lebt in Hamburg.
Karl Spurzem, geboren 1959 im Rheinland, studierte Kunstgeschichte, Romanistik und Städtebau. Nach Stationen bei der Berliner Tageszeitung Die Welt, einer Hamburger Musikzeitschrift und als freier Journalist wurde er im Sommer 2001 Chef vom Dienst bei mare, im Frühjahr 2008 stellvertretender Chefredakteur und Textchef. Seither lernt der Segelflieger das Segeln. |
Person | Von Olaf Kanter und Karl J. Spurzem |
Lieferstatus | Lieferbar |
Vita | Olaf Kanter, geboren 1962, hat Anglistik und Geschichte studiert. Bei der Zeitschrift mare betreute er bis Ende 2007 die Ressorts Wissenschaft und Wirtschaft. Seit 2008 ist er Textchef im Ressort Politik bei Spiegel Online. Er lebt in Hamburg.
Karl Spurzem, geboren 1959 im Rheinland, studierte Kunstgeschichte, Romanistik und Städtebau. Nach Stationen bei der Berliner Tageszeitung Die Welt, einer Hamburger Musikzeitschrift und als freier Journalist wurde er im Sommer 2001 Chef vom Dienst bei mare, im Frühjahr 2008 stellvertretender Chefredakteur und Textchef. Seither lernt der Segelflieger das Segeln. |
Person | Von Olaf Kanter und Karl J. Spurzem |