Neuigkeiten aus der Welt der Meere

Von A wie Architektur bis Z wie Zoologie

Katastrophenschutz

Tsunami-Mauer in Japan

Die Sicht auf das Meer ist zugebaut, aber der Weg für Tsunamis auch: Eine 400 Kilometer lange, bis zu 14 Meter hohe Kette aus Betonwällen soll die Sanrikuküste im Nordosten Japans vor Tsunamis schützen. Umgerechnet zehn Milliarden Euro hat Japans Regierung laut Presseberichten in den Bau der Mauer investiert. Nur kleine Gucklöcher geben den Blick aufs Meer frei. „Gefängnismauer“ nennen einige Anwohner den Schutzwall. Ob die Mauern sinnvoll sind, darüber streiten sich die Experten. Kritiker vertreten die Ansicht, dass ausgefeilte Notfallpläne sinnvoller sind als Mauern. „Die wichtigsten Maßnahmen werden in Japan sowieso schon ergriffen: Es wird erdbeben- und tsunamisicher gebaut und die Bevölkerung geschult“, sagt Natalja Rakowsky, Tsunamiexpertin am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Tsunamisichere Gebäude zum Beispiel sind höher und werden von schlanken Pfeilern getragen. „Ein Tsunami strömt dann zwischen den Pfeilern hindurch, die wenig Angriffsfläche bieten, und verliert an Wucht. Außerdem können sich Menschen nach oben evakuieren“, sagt Rakowsky. Die Idee für die Mauer entstand kurz nach der Megakatastrophe vom März 2011. Damals hatte ein schweres Seebeben vor Japan riesige Wellen ausgelöst, die fast ungebremst auf den Nordosten der Hauptinsel Honshu zurasten. Sie überfluteten mehr als 500 Quadratkilometer der japanischen Pazifikküste. 20 000 Menschen starben bei dem Tsunami, 400 000 Gebäude wurden vollständig oder teilweise zerstört. Im Atomkraftwerk in Fukushima kam es zu einem Reaktorunfall. „Man darf aber nicht vergessen, dass es sich dabei um ein Jahrtausendereignis gehandelt hat“, sagt Rakowsky. „Selbst wenn die Mauer einen hundertprozentigen Schutz böte, ist es die Frage, ob der Eingriff im Verhältnis zum Risiko steht.“ mz


Tourismus

Atlantis liegt in China

Es hat fast 1,4 Milliarden Euro gekostet, die Bauzeit betrug vier Jahre. Nun hat auf der chinesischen Tropeninsel Hainan das Luxushotel „Atlantis Sanya“ seine Eröffnung gefeiert. Hainan ist die größte Insel der Volksrepublik und gilt als das chinesische Hawaii. „Atlantis-Resorts sind thematisch immer mit dem Meer verbunden“, sagt Andrea Krenn, Sprecherin der Atlantis-Gruppe. Zu den 1314 Zimmern des „Atlantis Sanya“, das an der Haitang Bay liegt, gehören fünf Unterwassersuiten mit Blick auf Korallenfische und Rochen. Zudem bietet die Anlage viele Aktivitäten an: einen Wasserfreizeitpark mit Rutschen und Wildwasserbahnen, ein Delfinarium mit 1800 Plätzen, eine Seelöwenstation und das größte Open-Air-Aquarium der Welt mit 13,5 Millionen Liter Wasser. Fische, Korallenlandschaften und Aquarien sind überall im Resort präsent, auch im Unterwasserrestaurant „Ossiano“. „Sanya auf der Insel Hainan ist ein populärer Urlaubsort und hat sich zum Ziel gesetzt, im Jahr 2018 20 Millionen chinesische und eine Million internationale Gäste willkommen zu heißen“, sagt Krenn. Zur Atlantis-Gruppe, die von der Kerzner-Gruppe betrieben wird, gehört auch „The Palm“ in Dubai. Zwei weitere Atlantis-Resorts entstehen derzeit in Dubai und auf O’ahu, Hawaii. mz


Wissenschaft

Wal spricht Englisch

Schwertwale nutzen knarzende, fiepende und brummende Laute zur Kommunikation untereinander, etwa beim gemeinsamen Jagen. Ein Forscherteam um José Zamorano-Abramson von der spanischen Universidad Complutense de Madrid wollte herausfinden, wie weit das Sprachtalent der Meeressäuger reicht und ob sie in der Lage sind, auch menschliche Laute zu kopieren. Für ihre Versuche wählten sie ein Tier aus dem Freizeitpark „Marineland“ im südfranzösischen Antibes aus, das 14-jährige Schwertwalweibchen Wikie. Es hatte durch großes Lernvermögen auf sich aufmerksam gemacht. „Wir spielten dem Tier per Tonband menschliche Wörter wie ‚Bye-bye‘, ‚Hello‘ und ‚One, two, three‘ vor“, sagt Zamorano-Abramson. „Dann gaben wir ihm den Befehl ‚Mach nach‘, den es bereits aus dem Training für die Shows des Meeresparks kannte.“ Wikie schaffte „Hello“ bereits beim ersten Versuch, auch die Aufzählung „One, two, three“ gelang ihr sofort. Andere Laute imitierte Wikie erst, nachdem sie ihr mehrere Male vorgespielt wurden. Dass Wikie viele Wörter nachsprechen konnte, ist laut Zamorano-Abramson besonders erstaunlich, weil sich der Stimmapparat der Wale signifikant von dem der Menschen unterscheidet, was die Lautbildung erschwert. Wikie sei ziemlich sicher der erste Wal, der wissenschaftlich belegt Wörter der menschlichen Sprache bilden kann, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B“. Die Ergebnisse zeigten, so die Forscher, auf welch einzigartige Weise sich Wale an ihre sprachliche Umgebung anpassen könnten. jsc


Schifffahrt

Oldtimer am Kap Hoorn

Es ist eines der größten und ältesten Segelschiffe, die noch die Weltmeere befahren: die „Juan Sebastián de Elcano“. Nun hat sich das offizielle Segelschulschiff der spanischen Marine zu seinem 90. Geburtstag etwas Großes vorgenommen. Der Viermastrahschoner wird das Kap Hoorn umrunden. Kurz bevor es im Februar ablegte, lud das generalüberholte Schiff mit seinen 20 Segeln und über 200 Mann Besatzung noch zu einer Geburtstagsfeier ein. Verteidigungsministerin María Dolores de Cospedal García empfing König Felipe VI. und seinen Vater Juan Carlos zu einer öffentlichen Zeremonie an Bord. Dort kennen sich die beiden Männer gut aus: Sie wurden während ihres Militärdiensts auf dem Schiff ausgebildet. Sechs Monate wird die Reise der „Juan Sebastián de Elcano“ dauern, mit Stationen in Las Palmas, Rio de Janeiro, Montevideo, Buenos Aires, Ushuaia, Punta Arenas, Valparaíso, Callao und Charleston. Eine Herausforderung wird vor allem die Umrundung des Kap Hoorn sein. Die berüchtigte Passage um die Südspitze des amerikanischen Kontinents, wo Atlantik und Pazifik aufeinandertreffen, ist wegen der meterhohen Wellen und tückischen Strömungen selbst für moderne Kreuzfahrtschiffe eine ruppige Angelegenheit. Läuft alles nach Plan, wird die „Juan Sebastián de Elcano“ am 11. August 2018 zurück in ihrem südspanischen Heimathafen Cádiz sein. röß


Leben

Flaschenpost von 1886

1886 warfen Forscher eine Flasche von Bord eines deutschen Schiffes ins Meer. Eine Spaziergängerin hat sie nun an einem Strand im Westen Australiens entdeckt – nach 132 Jahren. Der Strand von Wedge Island liegt etwa 180 Kilometer nördlich von Perth. „Als wir sie geöffnet haben, sahen wir, dass ein gedrucktes Formular darin lag, in deutscher Sprache, mit einer sehr verblichenen deutschen Handschrift“, so Tonya Illman, die die Flasche im Januar gefunden hat. Das Datum auf dem Zettel: 12. Juni 1886. Damit wäre der Brief eine der ältesten Flaschenpostsendungen der Welt. Illman brachte sie in das Western Australian Museum in Perth. Recherchen ergaben, dass die Flasche von Bord des Forschungsschiffs „Paula“ in den Indischen Ozean geworfen wurde. Auftraggeber war die Deutsche Seewarte in Hamburg. Sie wollte den Verlauf der Meeresströmun- gen erforschen. Zwischen 1864 und 1933 wurden Tausende solcher Flaschen von deutschen Schiffen ins Meer geworfen. mz


Klima

Meeresspiegel steigt schneller 

Satellitenmessungen zeigen, dass der Meeresspiegel jedes Jahr etwas schneller steigt. Zurzeit beträgt der Anstieg im Schnitt etwa drei Millimeter im Jahr. 2100 könnte er bereits bei zehn Millimetern liegen. Das berichtet eine Forschergruppe um Steven Nerem von der University of Colorado. Grund dafür sei das Abschmelzen der Eisschilde und der Umstand, dass Wasser sich bei Erwärmung ausdehne. 2100 könnte der Durchschnittspegel an den Küsten um 65 Zentimeter höher liegen als im Jahr 2005, so Nerem. Als erste Opfer der steigenden Pegel gelten Inselnationen wie Kiribati oder Tuvalu. Doch Forscher der University of Auckland konnten nun das Gegenteil beweisen: Die Inseln schrumpfen nicht, sie wachsen. Die Wissenschaftler werteten die Landmassen von 101 Inseln Tuvalus der vergangenen 40 Jahre aus. Tatsächlich haben sich acht der neun Atolle um 73,5 Hektar vergrößert, das entspricht einem Zuwachs von 2,9 Prozent. „Die Ergebnisse fordern unsere Wahrnehmung heraus, zeigen, dass Inseln dynamische Gebilde sind, die wohl auch im nächsten Jahrhundert bewohnbar bleiben“, schreibt das Forscherteam um Paul Kench in „Nature Communications“. mz


Meeresbiologie

Auch Fische schieben Wache

Wächterverhalten zeigen vor allem Tiere, die in Gemeinschaften leben: Murmeltiere zum Beispiel, Erdmännchen oder Vögel. Wissenschaftler des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) beobachteten nun auch Korallenfische, die Wache schieben. Das berichten sie im Fachblatt „Environmental Biology of Fishes“. In Indonesien filmten die Forscher an vier verschiedenen Standorten Steinkorallen, in denen sich Zitronen-Demoisellen aufhielten, Gruppen bildende Riffbarsche der Art Pomacentrus moluccensis. Die Forscher drapierten getrocknete Tintenfischhappen, um Räuberfische anzulocken. Zusätzlich simulierten sie weitere Situationen, die Barsche als bedrohlich empfinden können. Die Auswertung des Videomaterials zeigte, dass sich jüngere und ältere Tiere in gefährlichen Situationen unterschiedlich verhielten. Bei trübem Wasser oder wenn nahende Fressfeinde wie Schnapper, Zackenbarsche oder Kaiserfische nicht sofort geortet werden konnten, verschwanden die jüngeren Tiere tiefer in der Koralle, während die ausgewachsenen Fische sich in größerer Entfernung zur Koralle positionierten. „Mit diesem Verhalten können die größeren Zitronen-Demoisellen ihre Feinde besser wahrnehmen. Nähert sich ein solcher, ziehen sie sich blitzschnell zurück in die Koralle. Dadurch warnen sie ihre unerfahreneren Artgenossen“, erklärt Sebastian Ferse, Riffökologe am ZMT. Vermutlich spüren die Jungtiere den Rückzug der älteren Artgenossen über ihr Seitenlinienorgan, mit dem Fische Wasserbewegungen registrieren. Es sei auch möglich, so Ferse, dass die Wache schiebenden Barsche Alarmrufe von sich geben, wie das Clownfische nachweislich tun. Ferse: „Ein derart selbstloses Verhalten lässt sich eigentlich nur damit erklären, dass die Mitglieder einer Gruppe eng verwandt sind.“ mz


Wirtschaft

Verspäteter Umzug

Der berühmte Fischmarkt in Tokio, Tsukiji, zieht endlich um. Am 11. Oktober 2018 sollen die neuen, großen Hallen auf der künstlichen Insel Toyosu im Hafengebiet von Tokio öffnen. Das hat ein Gremium aus Vertretern von Stadtverwaltung und Wirtschaft bekannt gegeben. „Dieser Zeitplan sollte uns genug Zeit für einen reibungslosen Umzug geben“, sagte ein Sprecher. Nicht alle Händler wollen die quirligen, engen Gassen das alten Marktes verlassen: Zu steril, zu geometrisch finden viele die neuen Hallen. Ursprünglich sollte der Markt bereits Ende 2016 umziehen. Doch Tokios Gouverneurin Yuriko Koike hatte sich geweigert, die neuen Hallen einzuweihen. Der Boden und das Grundwasser am neuen Standort waren mit Umweltgiften wie Benzol, Arsen und Blausäure belastet. Auf dem Gelände hatte die Firma Tokyo Gas seit den 1950er-Jahren Chemikalien hergestellt. Umgerechnet mehr als 750 Millionen Euro investierte die Stadt, um das Gelände zu säubern. Der Tsukiji-Fischmarkt, der 1935 am jetzigen Standort öffnete, ist weltweit bekannt, vor allem für die Thunfischauktion vor Anbruch des Morgengrauens. Touristen dürfen die Auktion miterleben, wenn sie sich an einer zentralen Stelle registrieren. Seit einigen Jahren ist der Zutritt auf 120 Besucher beschränkt, um die Händler nicht bei der Arbeit zu stören. Rund 2000 Tonnen Fisch werden täglich in den Hallen umgesetzt. Rund um den Markt befinden sich viele Küchenwarengeschäfte, die handgeschmiedete Messer anbieten, sowie Feinkostläden und Sushibars. Bereits 2001 hatte die Bezirksregierung beschlossen, den Fischmarkt zu verlegen. Der Umzugstermin musste mehrmals verschoben werden. Auf dem alten Gelände soll nun binnen fünf Jahren ein kulinarischer Themenpark entstehen. mz


Verkehr

Taxi fürs Wattenmeer

„Wattentaxi“ nennt Sven Jürgensen, Geschäftsführer der Watten Fährlinien GmbH, seinen neuen Dienst. Seit Februar 2018 ist der Katamaran „Liinsand“ vor der schleswig-holsteinischen Westküste unterwegs. Er verbindet das Festland mit den Inseln Amrum, Föhr und den Halligen. Das Schiff fährt allerdings nicht im Linienverkehr – wie etwa die Wyker Dampfschiffs-Reederei –, sondern kann wie ein Sammeltaxi bestellt werden. „Wir bieten in der Gegend erstmals einen individuellen Personentransport an. Wir hatten schon Kinder an Bord, Gruppen, Junggesellenabschiede, Inselbewohner und Wattwanderer“, erklärt Jürgensen. Ist das Wattentaxi einmal unterwegs, können sich weitere Fahrgäste dazubuchen. Position und Platzverfügbarkeiten werden über die Webseite wattentaxi.de abgerufen. Acht Euro kostet zum Beispiel die Überfahrt von Dagebüll nach Wyk auf Föhr, 23 Euro die Fahrt von Husum nach Pellworm, Gruppen zahlen weniger. Ungeplante Zwischenstopps sind nach Absprache unter Umständen möglich. „Wir haben Buchungen bis in den September 2018“, sagt Jürgensen, 46, gebürtiger Amrumer, der als Ingenieur auf Containerschiffen zur See gefahren ist. Das Besondere an der „Liinsand“: Sie hat einen umweltfreundlichen Hybridantrieb. Auf hoher See treiben Dieselaggregate mit Abgasreinigung den Katamaran an, im Hafen wird auf Batteriebetrieb umgestellt. Das Schiff erreicht 16 Knoten und hat Platz für 50 Passagiere und 15 Fahrräder, allerdings nicht für Autos. mz


Vor 125 Jahren

Waren es wirklich die Perlentaucherinnen in der Isebucht in Japan, die Kokichi Mikimoto dazu inspirierten, sein Leben den Perlen zu widmen? Der Sohn eines armen Nudelmachers ist 30 Jahre alt, als er sich als Züchter selbstständig macht. Naturperlen gibt es Ende des 19. Jahrhunderts immer weniger, wegen der Überfischung. Mikimoto will der Natur auf die Sprünge helfen, indem er Fischschuppen oder Korallensplitter in Muscheln implantiert. Zunächst läuft es schlecht, beinahe geht die Farm bankrott. Doch dann gelingt es dem Japaner am 11. Juli 1893, erste Salzwasserzuchtperlen vorzuzeigen. Sie weisen allerdings noch ein Manko auf: Sie sind nur halbrund und damit von Naturperlen klar zu unterscheiden. Aber sie sind deutlich billiger. Die Perle als Schmuck kann sich nun auch die Mittelschicht leisten. Mikimoto lässt sich das von ihm entwickelte Verfahren patentieren. Weitere zwölf Jahre braucht er, um schließlich kreisrunde Perlen zu produzieren. Er implantiert Perlmuttkerne in das Mantelgewebe von Akoyamuscheln. Die gezüchteten Perlen lässt Mikimoto in opulente Schmuckstücke einarbeiten, die in den kommenden Jahren auf verschiedenen Weltausstellungen zu sehen sind. Die Händler von Naturperlen sind empört und verklagen Mikimoto mehrmals. Dessen Perlen seien Fälschungen, behaupten sie. 1927 entscheidet schließlich ein Gericht in Paris: Eine Perle ist eine Perle, egal wie sie entstanden ist. Der Erfolg der Zuchtperle ist nicht mehr zu bremsen. 1935 werden allein in Japan in über 300 Unterwasserfarmen etwa zehn Millionen Zuchtperlen gewonnen. Zugleich etabliert sich die Perlenindustrie entlang der Gewässer von China über Malaysia weiter nach Polynesien bis nach Mikronesien. fk

Aus der Redaktion

Aus der Redaktion

Mehr Informationen
Vita Aus der Redaktion
Person Aus der Redaktion
Vita Aus der Redaktion
Person Aus der Redaktion
Suchmaschine unterstützt von ElasticSuite