Die Muschel kann man sich einzeln denken, etwa als das Objekt, aus dem die Schaumgeborene aufsteigt. Doch meist findet man die Schalentiere nicht alleine, vor allem beim Essen nicht. Miesmuscheln werden in verschwenderischer Fülle serviert, wie der belgische Künstler Marcel Broodthaers (1924–1976) in mehreren Werken ironisch zeigt, so auch in seinem „Großen Muscheltopf“. Birgit Vanderbekes (geboren 1956) mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnete Erzählung „Das Muschelessen“ beginnt furios, das Warten der Familie auf den Vater lässt schon auf der ersten Seite Schlimmstes erahnen, die Muscheln werden kalt und die Stimmung hitzig, die bürgerliche Fassade zerbricht im Lauf des Abends, am Ende werden die Muscheln weggeworfen. Im Gedicht „die kleine papiertüte“ des kroatischen Lyrikers Miloš Durdevic´ (geboren 1961) nimmt die Menge der Muscheln unendliche Dimensionen an, es sind die winzigen Splitter ihrer Schalen, über die man zwischen Gräbern geht, Symbole der eigenen Sterblichkeit. zdb
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