Kinderfantasie

Fundstücke aus Kunst und Literatur

Ein grüner Glassplitter, der zu einem Smaragd wird, ein freundliches Frühlingslüftchen, das sich als tropischer Wirbelsturm darstellt, ein ballspielendes Mädchen, von einem virilen Schattenspieler umgeben: Das Fantasieleben von Kindern ist uferlos und großartig. Der später in die USA emigrierte Expressionist Franz Werfel (1890–1945) erinnert sich in seinem 1911 entstandenen Gedicht an einen Sonntagsausflug auf einem Flussdampfschiff, das zur Bühne seiner kindlichen Fantasien wurde, mit Reisen zum Äquator, Vulkanen, fremdartigen Insulanern und betrunkenen Holländern. Mit dem Schlusssatz des „Kindersonntagsausflugs“ markiert er aber auch das Ende der Zeit der Unschuld. Die neuseeländisch-britische Autorin Katherine Mansfield (1888–1923) erzählt in einer ihrer meisterhaften Erzählungen von einer von rührender Angeberei und Fantasterei geprägten Begegnung zwischen Kindern am Strand. Die Jahre der Kindheit sind ihr immer ein großes Thema; Mansfield selbst stirbt jung an Tuberkulose, der Kindheit noch nah. Als Pablo Picasso (1881–1973) seine „Ballspielende am Strand“ malt, ist er 47, im mittleren Alter also. Der Schatten des Mannes, der wie ein Torhüter den Ball hält, kann bedrohlich oder dynamisch gesehen werden. Die Größe und Beweglichkeit des Mädchens überstrahlt aber seine dumpfe Macht. Es ist ein Triumph der Jugend. zdb


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mare No. 88

No. 88Oktober / November 2011

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