Einfach exquisit

Luxus, unprätentiös serviert: im „Lobster Shack“ in Westaustralien

Es kann einem passieren, dass man zweimal hinsehen muss. Das soll die Australische Languste sein? Das kostbare Gericht aus den Luxus­küchen der Welt? Auf der Platte, die der Koch über den Tresen schiebt, liegen Zeitungspapier, ein paar Pommes frites, Fisch, einige Garnelen, Austern und Salatblätter. Und obenauf: eine halbe Langus­te. Die Kasse rattert, man reicht das Geld herüber und schaut nach einem freien Tisch auf der Terrasse.

Schon wenn man die „Lobster Shack“, die Langustenhütte, in Cervantes betritt, duftet es. Morgens ab elf liegt der Geruch von gegrilltem Fisch in der Luft. Hat man die Garküche hinter sich gelassen und tritt mit seinem Teller auf die Terrasse, ist man geblendet vom Blau des Meers. Eine leichte Brise weht, das Wasser ist kristallklar, der Strand blütenweiß.

In der winzigen Gemeinde nördlich von Perth wohnen gerade 500 Seelen. Im Südsommer kommen vielleicht noch einmal 300 Touristen dazu, und die wissen alle genau, was zu tun ist, denn es gibt wohl kaum einen, der bei seinem Besuch die „Lobster Shack“ auslässt. Das Restaurant ist weit über die Grenzen des Städtchens hinaus bekannt. Manche Gäste behaupten sogar, sie seien die 200 Kilometer von Perth auf der State Route 60 nur zum Mittagessen hierhergefahren.

Die Geschichte des Hauses geht weit zurück. 1966 begann David Thompson mit einem einzigen Boot mit dem Fang von Langusten. Heute fangen seine drei Söhne mit einer ganzen Flotte. 2008 eröffneten sie eine Verarbeitungsanlage direkt am Strand. Dort produziert die Familie tiefgefrorene Langusten vor allem für den asiatischen Markt. In der angeschlossenen „Lobster Shack“ kommen die Tiere seit 2010 in allen erdenklichen Varianten auf den Tisch: herrlich unprätentiös mit Knoblauchbutter, Pommes frites und Salat, mit Sauce Mornay, einer Art Béchamel mit Käse, und als Krönung der spektakulären Fischplatte, des beliebtesten Gerichts des Hauses. Die Languste thront auf dem hal­ben Meer: auf Jakobsmuscheln, Garnelen, gegrilltem Schnapper, Barramundi und frischen Austern.

„Angefangen hat alles mit zwei Gaskochern“, sagt die Wirtin Abi Thompson. „Damals verkauften wir die Langusten aus dem Fenster eines Containers.“ Heute hat das Unternehmen 35 Mitarbeiter, im Restaurant gehen bis zu 1000 Gerichte am Tag über den Tresen. Neben den Einheimischen besuchen auch viele Touristen den Ort, vor allem aus Asien.

Der Langustenfang im Westen Australiens ist ein einträgliches Geschäft, das Tausende von Arbeitsplätzen schafft: für Fischer, Großhändler und in Restaurants. Jedes Jahr fangen allein die Fischer von Thompsons Unternehmen eine Million Kilogramm Langusten. Doch darauf legt Thompson wert: Der Langustenfang in West­australien unterliegt einem strengen Quotensystem und zahlreichen Beschrän­kungen. Er war deshalb auch eine der ersten Fangarten weltweit, die von der gemeinnützigen britischen Organisation Marine Stewardship Council (MSC) als ökologisch nachhaltig zertifiziert wurden. Das war im Jahr 2000. Seit 2010 ist auch Thompsons Betrieb MSC-zertifiziert.

Als wir unsere Teller endlich auf den Tisch stellen, dazu zwei „Lobster Lager“, wird das Glück greifbar. Dem Fotografen und mir steigt ein köstlicher Duft in die Nase. Hat man das Fleisch aus der Kruste gelöst, wird schnell klar, warum so viele von weit her für die Langusten anreisen. Das Fleisch ist fest im Biss und doch zart. Dazu legt sich ein wunderbar buttriger Geschmack mit sanfter Knoblauchnote auf die Zunge. An beinahe jedem anderen Ort der Welt wäre dies ein Luxusessen und würde vornehm auf feinstem Porzellan serviert. „Für die Menschen hier ist der Imbiss-Style mit Pommes frites und Salat einfach nur normal“, sagt Ana, die Kellnerin, als sie das Tablett abräumt. „Denn je einfacher die Beilagen, desto besser kommt der Geschmack der Lan­guste zur Geltung.“ 


Gegrillte Langusten

Zutaten (für vier Personen)
2 ganze Langusten, 100 g Butter, 
2 Knoblauchzehen, etwas Salz. 

Zubereitung
Knoblauch so fein wie möglich schneiden. Butter, Knoblauch und Salz mit einer Gabel zu einer Paste zerdrücken. Langusten mit einem scharfen Messer an ihrer Unterseite der Länge nach teilen. Die Hälfte der Knoblauchbutter gleichmäßig auf das Fleisch streichen. Dann die vier Langusten­hälften mit der Schale nach unten auf den Grill legen und auf großer Flamme ­garen. Die Langusten dabei mit einem Grill- oder Topfdeckel abdecken. Kleine Langusten brauchen fünf bis zehn, größere bis zu 20 Minuten. Sie sind gar, sobald das Fleisch weiß ist. Ist es so weit, die Langusten noch etwa eine Minute mit der Fleischseite nach unten grillen. Dann den Rest der Knoblauchbutter auf das Fleisch geben und servieren.

Lobster Shack 
37, Catalonia St, Cervantes
WA 6511 Australien
Telefon +61 8 96527010
www.lobstershack.com.au, Küche täglich von 11 bis 15 Uhr geöffnet. 

mare No. 166

mare No. 166Oktober / November 2024

Von Fabian von Poser und Darren Jew

Fabian von Poser, geboren 1969 in Hamburg, studierte Geschichte und spanische Sprachwissenschaft in München. Nach dem Studium war er drei Jahre lang für die Süddeutsche Zeitung tätig. Seit 1997 ist von Poser selbstständig als Journalist, Fotograf und Buchautor. Seitdem berichtet er unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und das Terra Mater Magazin von den abgelegenen und weniger abgelegenen Enden dieser Erde. Zu seinen Spezialgebieten gehören Afrika, Arabien und Spanien. Fabian von Poser lebt in München.

Darren Jew hat in seiner 30-jährigen Karriere auf Berggipfeln, in Wüstenebenen und unter dem Meer die Landschaften und die Tierwelt der Erde von der Antarktis bis nach Sambia fotografiert.

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Vita

Fabian von Poser, geboren 1969 in Hamburg, studierte Geschichte und spanische Sprachwissenschaft in München. Nach dem Studium war er drei Jahre lang für die Süddeutsche Zeitung tätig. Seit 1997 ist von Poser selbstständig als Journalist, Fotograf und Buchautor. Seitdem berichtet er unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und das Terra Mater Magazin von den abgelegenen und weniger abgelegenen Enden dieser Erde. Zu seinen Spezialgebieten gehören Afrika, Arabien und Spanien. Fabian von Poser lebt in München.

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Fabian von Poser, geboren 1969 in Hamburg, studierte Geschichte und spanische Sprachwissenschaft in München. Nach dem Studium war er drei Jahre lang für die Süddeutsche Zeitung tätig. Seit 1997 ist von Poser selbstständig als Journalist, Fotograf und Buchautor. Seitdem berichtet er unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und das Terra Mater Magazin von den abgelegenen und weniger abgelegenen Enden dieser Erde. Zu seinen Spezialgebieten gehören Afrika, Arabien und Spanien. Fabian von Poser lebt in München.

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