25°04' Süd, 130°06' West - Folge 18

Mit der „American Star“ kam ein amerikanisches Ehepaar auf die Insel: Bill und Catherine Haig. Sie installieren zwei automatische Wetterstationen für den meteorologischen Dienst Neuseelands. Bislang musste, wer immer gerade die Inselfunkanlage bediente, die Wetterdaten per Kurzwelle durchgeben. Bill und Catherine wollen auch die großen und kleinen Krankheiten aller Computer auf der Insel heilen. Es ist ihr dritter Besuch, und der „Miscellany“ kommentiert aus Erfahrung: „Wir werden sicher viel über neue Mätzchen von Bill hören.“

Aufregung um Toms Buggy: Als Tom kürzlich nach seiner Schicht oben in der Kurzwellenstation den Weg herab zum verdienten Feierabend antreten wollte, traute er den Augen nicht. Sein Dreirad-Buggy war verschwunden. Wo war es? Vor allem aber: Warum führten die Dreiradspuren im Gras vom Vorplatz der Anlage direkt zum Kliff-Abhang? Sollte etwa ...? Genau: Tom hatte nach der Ankunft vergessen, den Gang einzulegen, und so hatte sich das Gefährt selbstständig gemacht, war über die Kliffkante gerollt – und vom ersten Pandanus-Baum des Abhangs aufgehalten worden. Die Planierraupe wurde angespannt, Toms Buggy kam wieder hoch und war gar nicht einmal stark beschädigt. „Nicht vergessen: Immer den Gang einlegen!“, empfiehlt der „Miscellany“.

Ganz Adamstown durfte mitfeiern beim 56. Hochzeitstag: Millie, 93, und Warren Christian, 86, hatten 1943 geheiratet. Die Inselsenioren, seit langem von allen nur „Ma & Pa“ genannt, hatten nichts von den Vorbereitungen zur großen Feier mitbekommen, bis sie rochen, dass bei Betty, ihrer Tochter, den ganzen Tag über der Backofen an war. Es gab ein tolles Dinner – bei dem beide aber partout nicht verraten wollten, wie sie es geschafft haben, so lange zusammenzubleiben.

Vielleicht haben die beiden ja wenigstens ein paar Tipps für Clarice und Kerry, die jetzt in Neuseeland heirateten. Clarice Brown, Adamstownerin, hatte Kerry Oates kennen gelernt, als er 1997 zur Rattenbekämpfung auf die Insel gekommen war. Die Aktion damals war nicht so erfolgreich; die Ratten sind immer noch da. Aber durch die Hochzeit hat das Ganze nun doch einen Sinn bekommen. Wie es aussieht, wollen beide auf Pitcairn wohnen. Kommentar des „Miscellany“: „Irgendwie scheint es gut anzukommen, als Mann durchs Unterholz der Insel zu schleichen, versteckte Pfade freizuschlagen und hier und da kleine grüne Gift-Pellets hinzulegen.“

Pitcairn stellt sich der Globalisierung. Jetzt wurde die „Pitcairn Island Producers Co-operative“ gegründet. Die Genossenschaft soll die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte „in Übersee“ vereinfachen. Zunächst wollen die Genossen sich um den Honig-Vertrieb kümmern, nachdem die Experimente mit Bienen auf der Insel so erfolgreich waren. Erste Maßnahme: Antrag auf Zulassung zum Verkauf in Neuseeland. Der Genehmigungsbescheid schmort dort noch auf dem Amt.

„Oh Gott, meine Jeans!“, rief Tony aus, als ihm bei Holzarbeiten die Kettensäge ans Bein gekommen war. Als der Schüler den großen Riss im Hosenbein verdaut hatte, arbeitete er wieder weiter. Pawl, der neben ihm stand, wollte nach ein paar Minuten doch mal sehen, ob nicht auch Tonys Bein etwas abbekommen hat. Tony erinnert sich: „Pawl wurde irgendwie ganz blass, als er durch das Loch in meiner Hose sah.“ Sofort nahm Pawl seinen eigenen Gürtel, band damit das Bein von Tony ab, und los ging es in die Krankenstation am Dorfplatz. Neun Stiche musste Schwester Rhonda setzen und Tony einige Tage Schulfrei verordnen.

mare No. 18

No. 18Februar / März 2000

Von Ulli Kulke

Ulli Kulke, Jahrgang 1952, ist Chefreporter für Wissenschaft der Berliner Tageszeitung Die Welt.

Mehr Informationen
Vita Ulli Kulke, Jahrgang 1952, ist Chefreporter für Wissenschaft der Berliner Tageszeitung Die Welt.
Person Von Ulli Kulke
Vita Ulli Kulke, Jahrgang 1952, ist Chefreporter für Wissenschaft der Berliner Tageszeitung Die Welt.
Person Von Ulli Kulke